Als traditionelle chinesische Medizin, TCM oder chinesische Medizin wird jene Heilkunde bezeichnet, die sich in China seit mehr als 2000 Jahren entwickelt hat.
Zu den therapeutischen Verfahren der chinesischen Medizin zählen vor allem deren Arzneitherapie und die Akupunktur sowie die Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten). Zusammen mit Massagetechniken wie Tuina Anmo und Shiatsu, mit Bewegungsübungen wie Qigong und Taijiquan und mit einer am Wirkprofil der Arzneien ausgerichteten Diätetik werden die Verfahren heute gerne als die „fünf Säulen“ der chinesischen Therapie bezeichnet. Die TCM ist die traditionelle Medizin mit dem größten Verbreitungsgebiet, besonders die Akupunktur wird heute weltweit praktiziert. Die TCM gilt als alternativ- oder komplementärmedizinisches Verfahren.
Das historische Quellenmaterial erstreckt sich über mehr als drei Jahrtausende.
Die ältesten medizinischen Grundlagenwerke, die noch heute im Gebrauch sind, werden Kaisern zugeschrieben, die mehrere Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung gelebt haben sollen.
Nach Beginn unserer Zeitrechnung entstand das Shang Han Lun, eine Abhandlung über Kälte-Krankheiten. Sie gilt als die älteste klinische Abhandlung der Medizingeschichte überhaupt.
Mit Beginn der jesuitischen Mission in Fernost nahm auch der medizinische Austausch zwischen Europa und Ostasien einen Aufschwung.
In einer neuen Lage befand sich China in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Westliche Mächte hatten mit Waffengewalt den Zugang zu den chinesischen Märkten erzwungen und den ersten (1839-1842) und zweiten Opiumkrieg (1856-1860) geführt. Westliche Technik und Wissenschaft drang in der Folge ungehindert in den Alltag der städtischen Bevölkerung ein. In den Städten wuchs die Zahl derer, die ihre Krankheiten nach den importierten westlichen Methoden behandelt haben wollten, nicht mehr nach den hergebrachten. Diejenigen, die nach altem Handwerk zu heilen versprachen, wurden in die Enge getrieben. Es gab Überlegungen, diese zu verbieten, da sie als Hemmschuh für eine reibungslose Transformation in den westlichen Stil der Effektivität durch Rationalität gesehen wurden. So gerieten die traditionellen Diagnose- und Therapie- Verfahren Ostasiens zunehmend in Bedrängnis.
Nach der Gründung der Volksrepublik China kam es unter Mao tse-tung zu einer staatlich vorangetriebenen Gegenbewegung. Es galt nun, die ländliche Bevölkerung eines riesigen Reiches bei begrenzten Mitteln ärztlich zu versorgen. Die Lösung sah man in der Pflege und Kontrolle der althergebrachten Heilkunst, die gerade in der ländlichen Bevölkerung verbreitet war. Neue Hochschulen für die chinesische Medizin wurden gegründet, alte Klassiker neu entdeckt und für die Moderne aufbereitet. Mit den „Barfußärzten“ – in Kurzlehrgängen ausgebildeten TCM-Ärzten – wurde die medizinische Versorgung flächendeckend organisiert.
Erst jetzt verbreitete sich die Bezeichnung „chinesische Medizin“, in der englischen Übersetzung mit dem Zusatz „traditional“ und der Abkürzung „TCM“.
Nach chinesischer Krankheitslehre kommen die inneren Störungen im Äußeren auf differenzierte Art zum Vorschein. Entsprechend gibt es diagnostische Verfahren, die sich auf die sinnlich wahrnehmbare Beschaffenheit der Körperaußenseite und von Ausscheidungen richten. Berühmt dafür, weil ohne Entsprechung zu westlichen Diagnosetechniken, sind die Puls- und die Zungendiagnose.
Zur Behandlung werden verschiedene Methoden in Kombination angewandt. Die fünf wichtigsten Methoden sind:
Akupunktur und Moxibustion
Bestimmte Punkte, die entlang von Meridianen angeordnet sind, werden bei der Akupunktur mit Nadeln, und bei der Moxibustion mit brennendem Beifuß (Moxa) gereizt.
Massage
Tuina Anmo, Shiatsu in Japan: Sie orientiert sich an den Meridianen.
Arzneitherapie
Sie besteht in der Verordnung von Rezepturen aus Rohdrogen und ist im Hinblick auf die therapeutische Reichweite die bedeutendste der Methoden.
Diätetik
Den Lebensmitteln eignet nach dem Vorbild der Arzneimittel ein bestimmtes Wirkprofil. Diesem entsprechend lassen sich die gängigen Lebensmittel therapiebegleitend und vorbeugend einsetzen.
Bewegungsübungen
Bewegungsübungen wie Qigong oder die inneren Kampfkünste (beispielsweise Taijiquan): Unter Betätigung der Vorstellungskraft, die sich auf den Körper und dessen Umgebung richtet und oft auf die Nachahmung von Bildern, etwa Tierbildern zielt, wird in langsamen fließenden Bewegungen der Organismus beruhigt und belebt.