Wushu ist eine traditionelle chinesische Sportart und der Oberbegriff für alle chinesischen Kampfkünste. Der bei uns im Westen gängige Begriff Kungfu (Gongfu) ist in China weniger üblich, da sich Kungfu nicht allein auf die Kampfkünste bezieht, sondern ganz generell eine hervorragende Fertigkeit in Etwas bezeichnet.
Wushu hingegen beinhaltet bereits in seiner Zeichendarstellung einen Bezug zum Kampf. Das Zeichen für Wu bedeutet „Kampf“ bzw. „kämpferisch“ und wurde im alten China oft im Zusammenhang mit kriegerischen und militärischen Aktivitäten verwendet. Shu kann mit Kunstfertigkeit, Technik oder Kunst übersetzt werden.
Demnach bezeichnet Wushu die Technik des Kampfes, kurz die Kampfkunst.
Im Laufe der Entwicklung der chinesischen Kampfkünste wurde nicht immer der Begriff Wushu verwendet. In der Frühlings- und Herbstperiode (722 – 481 v. Chr.) bezeichnete man alle kämpferischen Aktivitäten als Jiji (Kampftechniken). Von der Späteren Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) bis zum Ende der Ming-Dynastie (1368 – 1644) sprach man von Wuyi (die Kunst zu kämpfen). Im 17./18. Jahrhundert, zu Anfang der Qing-Dynastie, griff man auf den Begriff Wushu zurück, der bereits zur Zeit der nördlichen und südlichen Dynastien (420 – 581 n. Chr.) in den Hofannalen auftauchte. Während der Republikgründung 1912 wurde unter der Guomingdang der Name Guoshu (nationale Kunst) eingeführt, der in Taiwan bis heute erhalten blieb. Tatsächlich war auch Gongfu bereits zu dieser Zeit in südlichen Teilen Chinas ein gängiger Begriff. Seit 1949 verwendet man in der VR-China wieder den Begriff Wushu, der bis heute Oberbegriff für alle chinesischen Kampfkünste und etwa 129 verschiedene Stile ist.
Die Inhalte des Wushu
Die Hauptinhalte des Wushu sind
1. Techniken die ausschließlich dem Kampf und der Selbstverteidigung dienen (Sanshou/Sanda, wörtlich: freie Hand/freier Kampf),
2. Kampftechniken mit oder ohne Waffen, die in Bewegungsabfolgen geübt und dargestellt werden (Taolu yundong), und
3. Methoden, die der Abhärtung des Körpers dienen (Gongfa).
Wushu beinhaltet sowohl Nord- und Südstile, als auch so genannte innere und äußere Stile. Dabei ist eine Trennung von inneren und äußeren Stilen nicht klar gegeben, was in chinesischen Fachkreisen viel Stoff für wissenschaftliche Diskussionen bietet.
Eine Einteilung in „traditionelles Wushu“, „modernes Wushu“ (etwa ab Anfang des 20. Jahrhunderts) und „athletisches Sport-Wushu“ (seit Ende des 20. Jahrhunderts) scheint sinnvoll, um Missverständnissen vorzubeugen, in denen Wushu immer nur allein mit dem athletischen Sport-Wushu in Verbindung gebracht wird.
Wushu – mehr als eine Kampfkunst
Wushu ist nicht nur Kampfkunst, sondern auch eine Methode zur Gesunderhaltung von Körper und Geist. Betont wird im Gegensatz zu den westlichen Sport- und Kampftechniken das Zusammenspiel von Innen und Außen, also von geistigen und körperlichen Techniken. Die chinesischen Kampfkünste erlangten aufgrund ihrer kulturspezifischen Prägung, wie zum Beispiel dem Ganzheitsgedanken, eine Multifunktionalität, die in keiner anderen Kampfkunst zu finden ist. Dies führte dazu, dass sich Wushu im Laufe der Jahrhunderte über das ursprüngliche Ziel der Entwicklung effektiver Kampftechniken hinaus entwickelte, zu einer auf Selbstkultivierung ausgerichteten Lebensweise, in der Gesundheit und Kultivierung beziehungsweise Harmonisierung von Körper und Geist im Mittelpunkt stehen.