Yin und Yang sind zwei Begriffe des chinesischen Denkens. Sie stehen für polar einander entgegengesetzte und dennoch aufeinander bezogene Kräfte oder Prinzipien.
Einfache Umschreibungsversuche
Am einfachsten werden die beiden Begriffe noch bei ihrer frühesten historischen Erwähnung umschrieben, im I Ging (Buch der Wandlungen). Darin werden Yin und Yang mit den Adjektiven stark und schwach, gleich und ungleich, sowie männlich und weiblich in Verbindung gebracht. Dieses verallgemeinerte sich später zur Vorstellung, Yin und Yang wären die Begriffe für das Weibliche und Männliche und danach noch allgemeiner für Polarität an sich. Yin und Yang entstehen aus dem Ganzen oder aus dem Nichts.
Sich allein auf den Bedeutungsaspekt von Männlich und Weiblich zu beschränken greift zu kurz, da Yin und Yang für weitaus mehr Begriffspaare verwendet werden können. Vielmehr stehen beide Begriffe für ein Gegensatzpaar, auf das die beiden Begriffe „gebend“ und „empfangend“, „aktiv“ und „passiv“ passen. Das Verhältnis von Yin und Yang ist nicht mit dem Gegensatz von Gut und Böse zu vergleichen: „Es ist vielmehr ein relativer Gegensatz rhythmischer Art, der zwischen zwei rivalisierenden, doch zusammengehörigen Gruppen besteht, die ebenso wie Geschlechtsverbände komplementär sind und die sich wie diese bei der Arbeit ablösen und wechselweise in den Vordergrund treten.“
Yin und Yang als Prinzipien der Wandlung und der Korrelation
Yin und Yang bezeichnen Gegensätze in ihrer wechselseitigen Bezogenheit dar.
Yin und Yang steigen und sinken immer abwechselnd. Nach einer Hochphase des Yang folgt zwingend ein Absinken von Yang und ein Ansteigen von Yin und umgekehrt:
„Das Urprinzip bewegt sich und erzeugt Yang. Wenn die Bewegung ihr Ende erreicht, so wird sie still, und diese Stille erzeugt Yin. Wenn diese Stille ihr Ende erreicht, dann geht sie wieder in Bewegung über. So haben wir abwechselnd bald Bewegung, bald Ruhe. Sie beide bilden zusammen die Basis, von der aus durch Abtrennung Yin und Yang entstehen und auf der die beiden Modi ruhen.“
Die Wandlung von Yin und Yang stellt neben diesen Handlungsweisungen nach den altertümlichen Astronomen auch noch den Grund dar, warum Naturereignisse so ablaufen, wie sie ablaufen, aber auch warum diese Naturereignissen zu einem bestimmten Sozialverhalten führen. So sind Yin und Yang und deren Wandlung sowohl der Grund für den Wandel der Jahreszeiten wie für das Verhalten der Menschen, die sich an dem Wechsel der Jahreszeiten ausrichten.
Yin-Yang-Symbol
Das Yin-Yang-Symbol, chinesisch Taijitu (wörtlich „Symbol des sehr großen Äußersten/Höchsten“), ist in China erst seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. In den ersten Jahrhunderten seiner Verwendung hatte es unterschiedliche Formen; oft waren es konzentrische Kreise. Die heute verbreitete Form entstand erst in der Zeit der Ming-Dynastie. In den beiden Schriftzeichen von Yin und Yang sind eine sich zusammenballende Wolke, sowie eine aufgehende Sonne zu erkennen.
Äußerlich ähnliche Symbole wurden in Europa schon in der Spätantike im römischen Heer verwendet, doch besteht keinerlei historischer oder inhaltlicher Zusammenhang mit dem chinesischen Symbol und dessen Bedeutung und Verwendung.
MERKMALE ENTSPRECHEND IHRER ZUORDNUNG ZU YIN UND YANG
YIN YANG
Erde Himmel
Kälte Hitze
Innen Außen
Nach innen gerichtet Nach außen gerichtet
Abwärts Aufwärts
Schwer Leicht
Still Bewegend
Nacht Tag
Dunkelheit Helligkeit
Langsam Schnell
Passiv Aktiv
Wasser Berge
Mond Sonne
Unten Oben
Weich Fest
Frau Mann